Rüstung ohne Germanium? China setzt Europa unter Druck

Rüstung ohne Germanium? China setzt Europa unter Druck

Peking drosselt Ausfuhren strategischer Metalle

Seit April beschränkt die Volksrepublik China gezielt die Ausfuhr sogenannter seltener Erden – mit weitreichenden Folgen für die westliche Industrie. Besonders betroffen ist der Export von Germanium, einem zentralen Metall für militärische Infrarot- und Nachtsichtsysteme.

Nach Angaben eines Managers aus der deutschen Verteidigungswirtschaft ist die Situation ernst: „China hat die Ausfuhren praktisch komplett eingestellt.“ Das Metall sei derzeit nahezu nicht mehr verfügbar, was akute Versorgungsengpässe in sicherheitsrelevanten Bereichen zur Folge habe.

Kritische Abhängigkeiten in der Rüstungstechnologie

Germanium ist unentbehrlich für zahlreiche Hochtechnologien im militärischen Bereich. Es wird in optischen Sensoren, Leiterplatten, Weltraumkameras und Zielsystemen verarbeitet. Besonders betroffen sind Hersteller von F-35-Kampfjets: In einem einzigen Flugzeug dieses Typs sind rund 420 Kilogramm seltener Metalle verbaut – die meisten davon stammen aus chinesischer Förderung.

Damit zeigt sich eine strategische Abhängigkeit, die in Krisenzeiten zu einem erheblichen Nachteil für Nato-Staaten werden kann. Die aktuelle Lage offenbart eine Schwachstelle, die geopolitisch ausgenutzt wird.

Nato sucht nach alternativen Rohstoffquellen

Die Nato-Mitgliedstaaten haben angesichts der Entwicklung ihre Rohstoffstrategie auf den Prüfstand gestellt. Es laufen intensive Beratungen über den Ausbau von Eigenförderung und die Etablierung unabhängiger Lieferketten.

Germanium wird in Europa bislang nur in sehr geringen Mengen produziert. Förderprojekte in Kanada, den USA und Norwegen könnten mittelfristig helfen – doch kurzfristige Lösungen fehlen. Engpässe bei Nachtsichttechnik und Satellitensystemen sind laut Experten bereits jetzt nicht auszuschließen.

Industrie verlangt koordinierte Reaktion

In der deutschen Rüstungswirtschaft wächst der Druck auf die Politik. Unternehmen fordern neben der Diversifizierung von Bezugsquellen auch eine staatlich unterstützte Vorratshaltung. Zudem müsse das Recycling strategischer Metalle stärker gefördert werden, um die Wiederverwertbarkeit vorhandener Ressourcen zu erhöhen.

Ein Industrievertreter sagte: „Wir brauchen eine europäische Strategie für kritische Rohstoffe – sonst bleibt unsere technologische Souveränität eine Illusion.“

Die EU-Kommission arbeitet bereits an einem Maßnahmenpaket zur Stärkung der heimischen Rohstoffsicherheit, doch die Umsetzung wird Zeit brauchen. Die Lage verdeutlicht: Ohne stabile Materialversorgung steht selbst modernste Rüstungstechnik still.

administrator

Verwandte Artikel