Massiver Ausbau der Zugkapazitäten geplant
Flix, das Münchner Unternehmen hinter FlixBus und FlixTrain, tätigt eine der größten Investitionen seiner Geschichte: 65 Hochgeschwindigkeitszüge werden geordert, um das eigene Bahnangebot signifikant auszuweiten. Der Gesamtwert des Auftrags liegt bei bis zu 2,4 Milliarden Euro, wovon etwa eine Milliarde Euro vertraglich gesichert ist.
Die Züge stammen vom spanischen Hersteller Talgo, während die Lokomotiven von Siemens Mobility zugeliefert werden. Sie sollen mit bis zu 230 km/h europaweit zum Einsatz kommen.
Größere Reichweite und neue Streckenmodelle
Die Investition ermöglicht es FlixTrain, künftig deutlich mehr Städte anzubinden. Schon jetzt werden 50 deutsche Städte direkt bedient. Durch Kooperationen sind es bis zu 650 erreichbare Orte. Mit den neuen Zügen könnte das Unternehmen nun auch eigene Strecken ins Ausland aufbauen.
André Schwämmlein, Gründer und CEO von Flix, kündigte an: „Wir wollen FlixTrain als europäisches Produkt etablieren.“ Das Unternehmen möchte damit auch die Marktverhältnisse im europäischen Fernverkehr aufmischen.
Wettbewerb für die Deutsche Bahn wird intensiver
Bisher dominiert die Deutsche Bahn den Fernverkehr mit rund 95 Prozent Marktanteil. Lediglich die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) und einige Nachtzugbetreiber sind nennenswerte Konkurrenten. Durch die expansive Flix-Strategie könnte sich dies bald ändern.
Dirk Flege von der Allianz pro Schiene sieht darin eine große Chance für Reisende: „Gerade im grenzüberschreitenden Verkehr schlummert viel Potenzial.“ Auch Verkehrsminister Patrick Schnieder bezeichnete die Entscheidung als „ein starkes Signal für die Branche“.
Flexibilität bei Fahrplänen als Vorteil
Ein Vorteil von FlixTrain liegt in der größeren betrieblichen Flexibilität. So könnten künftig auch neue, bislang wenig genutzte Bahnhöfe angesteuert werden. Christian Böttger, Eisenbahnexperte aus Berlin, sagt: „FlixTrain kann mehr Nischen ausprobieren.“
Beispielsweise werde überlegt, Züge nicht mehr zentral über den Frankfurter Hauptbahnhof, sondern über Frankfurt-Süd fahren zu lassen. Auch Streckenverbindungen zwischen Stadtteilen oder Randbahnhöfen, etwa Hamburg-Harburg nach Berlin-Spandau, gelten als mögliche Szenarien.
Unklare Marktbedingungen könnten zum Risiko werden
Trotz der Chancen betont Böttger: „Das Umfeld ist schwierig.“ Das deutsche Schienennetz sei überlastet, besonders auf den Hauptachsen. Zugleich stiegen die Kosten für die Trassennutzung, also die Gebühren, die Bahnbetreiber für jede Fahrt zahlen müssen.
In diesem Kontext sei die Investition von Flix ein Wagnis, wenngleich mit strategischem Potenzial. Der Ausbau könnte gelingen – wenn auch unter erschwerten Bedingungen. „Man setzt hier auf künftiges Wachstum – aber die Infrastruktur muss mitziehen“, so Böttger.
Flix reagiert mit dieser Maßnahme auf die steigende Nachfrage nach klimafreundlicher Mobilität und zeigt, dass auch private Anbieter in der Lage sind, den Bahnsektor langfristig zu prägen. Ob das Konzept voll aufgeht, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.