Industrieikone zerfällt: Thyssenkrupp vor Auflösung

Industrieikone zerfällt: Thyssenkrupp vor Auflösung

Konzernumbau mit weitreichenden Folgen

Thyssenkrupp, einst ein Symbol der deutschen Schwerindustrie, steht vor einem tiefgreifenden Umbau, der in seiner Konsequenz einem Zerfall des Konzerns gleichkommt. Unter der Führung von CEO Miguel Lopez soll das Unternehmen in eine verschlankte Holding transformiert und aufgespalten werden.

Die Zentrale in Essen wird personell drastisch verkleinert – von 500 auf nur noch 100 Mitarbeiter. Zusätzlich plant der Vorstand den Abbau von weiteren 1000 Stellen in der Verwaltung. Mitarbeiter sprechen bereits von einer „leeren Hülle“, die künftig als Markenzeichen verbleibt.

Aufspaltung in eigenständige Einheiten

Das Herzstück der geplanten Strukturveränderung ist die Abspaltung der wichtigsten Geschäftsbereiche. Die Stahlsparte soll verkauft, die Marinesparte TKMS über die Börse abgewickelt und die Handelssparte mit ihren 16.000 Beschäftigten eigenständig aufgestellt werden. Auch Teile der Automobilzulieferung stehen laut Insidern zur Schließung oder zum Verkauf an.

Ein Manager sagte: „Nur ein Rumpf bleibt im besten Fall.“ Die Einnahmen aus dem Stahlhandel sind zudem gering. „Es macht keinen Sinn, diesen Bereich zu verselbständigen“, so ein ranghohes Mitglied aus dem Konzern.

Verlust von zwei Dritteln des Umsatzes

Der drastische Umbau hätte massive Auswirkungen: Etwa 70 Prozent des aktuellen Jahresumsatzes von 35 Milliarden Euro gehen mit den Abspaltungen verloren. Von den derzeit 98.000 Mitarbeitenden würden weniger als 50.000 im neuen Verbund verbleiben.

Das verbleibende Geschäft konzentriert sich auf sogenannte „grüne Technologien“ – ein Bereich, der laut Insidern jedoch zu klein ist, um eigenständig wirtschaftlich bestehen zu können.

Historisches Erbe vor dem Ausverkauf

Mit dem Ende der Stahl-, Schiffbau- und Handelsbereiche geht auch ein Stück Industriegeschichte verloren. Die Unternehmenswurzeln reichen zurück bis zu den Anfängen der Industrialisierung. Seit der Fusion zur Thyssenkrupp AG im Jahr 1999 ist der Konzern durch Fehlinvestitionen in Brasilien und den USA tief in die Krise geraten.

Die Krupp-Stiftung, mit einem Anteil von 21 Prozent größter Aktionär, zeigt sich bislang zurückhaltend. Der Aufsichtsrat, in dem auch die IG Metall vertreten ist, steht den Umstrukturierungsplänen offenbar machtlos gegenüber. Ein Manager sagte: „Die IG Metall ist zu schwach – sie müsste mal richtig Stimmung machen.“

Stiller Rückzug der Politik

Trotz der sicherheitsrelevanten Bedeutung der TKMS-Werft und ihrer Produktion von U-Booten und Fregatten bleibt politischer Widerstand aus. Der Bund hätte über das Kanzleramt theoretisch die Möglichkeit, ein Veto gegen die Ausgliederung einzulegen, da es um nationale Verteidigungsinteressen geht.

Doch mehrere Quellen berichten: „Kanzler Merz lässt das Thema wie sein Vorgänger schleifen.“ Auch die Landesregierung in NRW unter Hendrik Wüst hält sich auffällig zurück.

Lopez festigt seine Macht

Ironischerweise soll der Mann, der den Rückbau des Konzerns organisiert, davon selbst profitieren. Wenn der Börsengang von TKMS auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 8. August beschlossen wird, plant der Aufsichtsrat, am 16. September die Vertragsverlängerung von Miguel Lopez zu beschließen.

Als Zeichen seines Erfolges plant Lopez bereits eine exklusive Veranstaltung in Madrid, wo er mit 450 Führungskräften die neue Ausrichtung des Konzerns feiern will. In Unternehmenskreisen spricht man bereits von einem Triumphzug in eigener Sache. Ein Insider bringt es auf den Punkt: „Lopez macht das Unternehmen klein – und sich selbst groß.“

administrator

Verwandte Artikel