Bio-Boom kehrt zurück – nicht alle profitieren

Bio-Boom kehrt zurück – nicht alle profitieren

Nach einem Einbruch im Jahr 2022 wächst die Nachfrage nach Bio-Produkten in Deutschland wieder. Der Umsatz mit ökologisch erzeugten Lebensmitteln liegt inzwischen stabil bei rund 17 Milliarden Euro. Doch während Supermärkte und Discounter profitieren, kämpfen viele kleinere Bio-Läden ums Überleben.

Nachfrage nach Bio-Produkten steigt erneut

Nach Jahrzehnten des Wachstums verzeichnete die Bio-Branche 2022 erstmals einen Rückgang. Grund war die hohe Inflation, die viele Verbraucher dazu zwang, beim Einkauf zu sparen. Doch dieser Einbruch war nur von kurzer Dauer: „Die Verbraucher greifen wieder stärker zu Bio“, berichtet Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).

Besonders gefragt sind Eier, Obst, Gemüse, Kartoffeln, Milchprodukte, Fleisch und Brot. Auffällig ist zudem, dass sich haltbare Bio-Produkte wie Müsli, Nudeln oder Fertiggerichte aktuell stärker verkaufen als frische Lebensmittel.

Supermärkte verdrängen kleine Bio-Läden

Trotz der positiven Entwicklung profitieren nicht alle Anbieter gleichermaßen. Während Supermärkte und Discounter ihr Bio-Sortiment kontinuierlich erweitern und zunehmend auf Eigenmarken setzen, geraten kleinere Bio-Fachgeschäfte unter Druck.

Bereits mehr als zwei Drittel des gesamten Bio-Umsatzes entfallen inzwischen auf große Handelsketten. Discounter wie Aldi beanspruchen für sich, der größte Bio-Händler Deutschlands zu sein. Der Fachhandel – also Bio-Supermärkte, Naturkostläden und Hofläden – hält nur noch weniger als 20 Prozent Marktanteil.

Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen: Superbiomarkt aus Münster musste Insolvenz anmelden, während Biomare in Leipzig finanzielle Schwierigkeiten hatte. Die Münchener Kette Basic wurde sogar vollständig vom Markt genommen – die verbleibenden 19 Filialen übernahm das Unternehmen Tegut.

Bio-Anbau in Deutschland hinkt den Zielen hinterher

Während die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt, bleibt der heimische Bio-Anbau weit hinter den politischen Vorgaben zurück. Die frühere Ampel-Regierung hatte sich das Ziel gesetzt, bis 2030 einen Bio-Anteil von 30 Prozent in der Landwirtschaft zu erreichen.

In der Realität wurden 2023 jedoch nur 11,8 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet – das entspricht rund zwei Millionen Hektar. Von den knapp 37.000 Bio-Höfen erfüllen rund zwei Drittel die strengen Vorgaben von Verbänden wie Demeter oder Bioland, die über die EU-Öko-Verordnung hinausgehen.

Bauernverband fordert realistischere Vorgaben

Der Deutsche Bauernverband sieht die politischen Ziele kritisch. Statt fixer Wachstumsquoten fordert er eine gezielte Absatzförderung für Bio-Produkte. „Die Nachfrage muss mitwachsen, sonst bleiben Bio-Bauern auf ihren Produkten sitzen“, heißt es aus Verbandskreisen.

Ob die ambitionierten Bio-Ziele erreicht werden, hängt also nicht nur vom Angebot, sondern auch von der Kaufkraft der Verbraucher und der Marktentwicklung ab.

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