Ölmarkt reagiert mit starkem Preissprung
Der weltweite Ölmarkt steht unter Schock. Neue US-Sanktionen gegen die russischen Energieriesen Rosneft und Lukoil haben die Preise an den Rohstoffbörsen schlagartig in die Höhe getrieben.
Ein Barrel der Nordseesorte Brent verteuerte sich um 5,4 Prozent auf 65,93 US-Dollar, die US-Referenzsorte WTI um 5,5 Prozent auf 61,74 Dollar. Laut Analysten handelt es sich um den größten Tagesanstieg seit Monaten. Die Aktien großer Energieunternehmen wie BP, Shell und TotalEnergies legten um bis zu 3,6 Prozent zu – ein deutliches Zeichen, dass der Markt mit einer längeren Phase hoher Preise rechnet.
„Diese Sanktionen kamen völlig unerwartet“, erklärte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. Die Entscheidung der US-Regierung habe „ein geopolitisches Beben am Ölmarkt ausgelöst“.


Trump friert russische Gelder ein und erhöht Druck
Mit den neuen Strafmaßnahmen friert die Regierung von Donald Trump sämtliche US-Vermögenswerte russischer Ölkonzerne ein. Amerikanische Firmen und Einzelpersonen dürfen ohne Sondergenehmigung keine Geschäfte mehr mit Rosneft, Lukoil oder deren Tochterunternehmen tätigen.
Das Ziel: Russlands Einnahmen aus dem Ölgeschäft sollen beschnitten werden – Einnahmen, die laut Washington maßgeblich zur Finanzierung des Ukraine-Krieges beitragen.
Trotz jahrelanger Sanktionen bleibt Russland hinter Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölexporteur der Welt. Die USA wollen diese Position schwächen und Moskau damit wirtschaftlich isolieren. Trump erklärte: „Russlands Kriegsmaschine läuft auf Öl. Wir werden ihre Tankstellen austrocknen.“
Indien gerät ins Visier der US-Regierung
Im Mittelpunkt der amerikanischen Strategie steht nun Indien – einer der wichtigsten Käufer russischen Öls. Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat das Land seine Importe aus Russland drastisch erhöht. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres kamen täglich etwa 1,7 Millionen Barrel russisches Öl nach Indien. Damit bezog der Subkontinent rund 38 Prozent aller russischen Ölexporte, nur China importierte mit 47 Prozent noch mehr.
Trump hatte Premierminister Narendra Modi in einem Telefonat aufgefordert, die Abhängigkeit von russischen Lieferungen zu reduzieren. Modi habe ihm versichert, Indien werde „nicht viel Öl aus Russland kaufen“ und strebe ein Ende des Krieges an. Dennoch prüft die US-Regierung sogenannte Sekundärsanktionen, die auch ausländische Banken oder Unternehmen treffen könnten, die mit russischen Ölgesellschaften Geschäfte machen.
Der ehemalige US-Diplomat Edward Fishman, einst verantwortlich für die Iran-Sanktionen, erklärte: „Die entscheidende Frage ist, ob Washington wirklich bereit ist, indische Raffinerien und chinesische Banken direkt ins Visier zu nehmen.“ Kurzfristig erwartet er einen Rückzug vieler Händler aus Russland-Geschäften.
Indiens Raffinerien prüfen ihre Ölimporte
Tatsächlich reagieren indische Energieunternehmen bereits. Staatliche Konzerne wie Indian Oil Corp, Bharat Petroleum und Hindustan Petroleum überprüfen ihre Handelsunterlagen, um sicherzustellen, dass keine direkten Verträge mit Rosneft oder Lukoil bestehen.
Der größte private Abnehmer russischen Rohöls, Reliance Industries, erwägt laut Insidern sogar einen kompletten Importstopp. Einige Raffinerien hätten bereits angekündigt, Lieferungen aus Russland vorübergehend ruhen zu lassen.
Trotzdem rechnen Branchenexperten damit, dass weiterhin Öl über Zwischenhändler und Schattenflotten in indische Häfen gelangt. Damit würde Russland versuchen, die Sanktionen zu umgehen und den Markt indirekt zu beliefern – ein Phänomen, das sich schon bei früheren Embargos beobachten ließ.
EU beschließt LNG-Verbot – Markt reagiert sofort
Auch die Europäische Union verschärft ihre Linie gegenüber Moskau. Ein neues Sanktionspaket sieht ab dem kommenden Jahr ein Verbot für den Import russischen Flüssiggases (LNG) vor. Damit soll die Energieabhängigkeit Europas von Russland weiter reduziert werden.
Laut EU-Diplomaten handelt es sich um den „konsequentesten Eingriff in den Energiemarkt seit Beginn des Krieges“. Gemeinsam mit den US-Sanktionen verschärft das Paket den wirtschaftlichen Druck auf den Kreml erheblich.
Die unmittelbaren Folgen sind bereits spürbar: Ölpreise steigen, Transportkosten ziehen an, und an den Börsen wächst die Nervosität. Experten warnen, dass die höheren Energiepreise bald auf Industrie, Verkehr und Verbraucherpreise durchschlagen könnten. Schon jetzt zeichnen sich neue Belastungen für Wirtschaft und Haushalte ab.
Indiens Sonderrolle bleibt politisch brisant
Indien, das bislang eine Balance zwischen Washington und Moskau suchte, steht vor einer schwierigen Entscheidung. Einerseits benötigt das Land günstiges Öl, um seine stark wachsende Wirtschaft zu versorgen – andererseits drohen massive Handelskonflikte mit den USA.
Trumps Haltung ist klar: „Niemand kann neutral bleiben, wenn es um Putin geht.“ Bereits im August verhängte Washington Strafzölle von 50 Prozent auf einen Großteil der indischen Exporte. Damit sendet die US-Regierung ein unmissverständliches Signal: Wer weiterhin russisches Öl kauft, riskiert wirtschaftliche Konsequenzen.
Für Russland verschärft sich damit die Lage. Wenn auch Indien seine Importe einschränkt, verliert Moskau einen seiner wichtigsten Absatzmärkte – und der Ölpreis könnte trotz aller Turbulenzen langfristig weiter steigen.