Zu viele Offiziere, zu wenig Einsatzpersonal

Zu viele Offiziere, zu wenig Einsatzpersonal

Rechnungshof bemängelt Ungleichgewicht bei Truppenstruktur

Ein aktueller Bericht des Bundesrechnungshofs bringt erhebliche Defizite in der Personalstruktur der Bundeswehr ans Licht. Demnach sei die Truppe nicht ausreichend für ihren militärischen Kernauftrag ausgestattet, weil zu viele Ressourcen in Führungs- und Verwaltungsebenen flössen – auf Kosten der einsatzfähigen Truppe.

„Mehr Truppe für den militärischen Kampfauftrag“ fordert die Behörde in ihrem Bericht und mahnt eine Neuausrichtung des Personalkörpers an.

Deutlicher Abbau der Truppenstärke seit 2010

Die Zahlen verdeutlichen den strukturellen Wandel: Seit 2010 wurden 60.000 Planstellen abgebaut, was einem Rückgang um 24 Prozent entspricht. Besonders stark betroffen sind die unteren Ränge: Die Mannschaftsebene verlor 40 Prozent ihrer Planstellen, die Unteroffiziere 20 Prozent.

Dem gegenüber steht ein Zuwachs von fünf Prozent bei den Offizieren und Stabsoffizieren. Diese Schieflage erschwere die operative Einsatzfähigkeit und gefährde laut Bericht die Wahrnehmung internationaler Verpflichtungen.

Keine klare Priorisierung im Ministerium

Der Bundesrechnungshof kritisiert außerdem, dass das Verteidigungsministerium keine erkennbare Aufgabenkritik durchführt. Der Bericht fordert eine konsequente Trennung zwischen verteidigungswichtigen und weniger relevanten Tätigkeiten, um Ressourcen gezielt zu bündeln.

„Verteidigungswichtiges ist von weniger Wichtigem zu trennen“, heißt es wörtlich. Andernfalls blieben Reformbemühungen oberflächlich und ineffektiv, so die Einschätzung der Prüfer.

Kostenrisiko durch Sonderbudget

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Kostenentwicklung im Zuge des Sondervermögens. Die Prüfer warnen davor, dass die Bereitstellung großer Finanzmittel ohne Begrenzung zu einer Preisverzerrung führen könne. Anbieter könnten gezielt höhere Preise für bestehende Leistungen verlangen, da sie von der Nachfrage der Bundeswehr und dem Sonderbudget profitieren.

„Anreize für die Industrie, Preise ohne Mehrleistung zu erhöhen, sind vorhanden,“ warnt der Rechnungshof. Auch deshalb sei eine klare Aufgaben- und Ausgabensteuerung im Beschaffungswesen unerlässlich.

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