Kindergeld-Betrug: 140.000 Verdachtsfälle in Deutschland

Kindergeld-Betrug: 140.000 Verdachtsfälle in Deutschland

Der Missbrauch von Kindergeldleistungen hat in Deutschland ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht. Im Jahr 2024 wurden rund 140.000 Verdachtsfälle registriert, in denen mutmaßlich unrechtmäßige Zahlungen geflossen sind. Besonders alarmierend: In vielen Fällen agieren offenbar kriminelle Netzwerke, die das System gezielt ausnutzen.

Milliardenschaden durch illegale Kindergeldzahlungen

Die Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat in über 100.000 Fällen steuerrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Laut BA-Sprecher Christian Weinert sei dies ein deutlicher Hinweis auf einen systematischen Betrug in großem Stil. „Im vergangenen Jahr wurden 140.000 Verdachtsfälle geprüft, in mehr als 100.000 Fällen führte das zu steuerrechtlichen Verfahren“, erklärte Weinert.

Besonders schwerwiegend ist der Verdacht des bandenmäßigen Missbrauchs: In 8000 Fällen soll es sich um organisierte Betrügerstrukturen handeln. Aus diesen Ermittlungen gingen über 1500 offizielle Verfahren hervor, die nun von den zuständigen Behörden verfolgt werden.

Die finanzielle Dimension ist enorm. Die Bundesagentur für Arbeit verzeichnete 2024 ein Defizit von rund 62 Millionen Euro. Insgesamt wurden Rückforderungen von mehr als 321 Millionen Euro festgestellt, wobei bislang 259 Millionen Euro zurückgezahlt wurden.

Wie läuft der Kindergeld-Betrug ab?

Ein zentrales Problem liegt in der langfristigen und automatisierten Auszahlung des Kindergelds. Nach Bewilligung eines Antrags erfolgen die monatlichen Zahlungen bis zum 18. Lebensjahr, ohne dass regelmäßige Nachweise erbracht werden müssen.

Diese Lücke wird gezielt von Betrügern ausgenutzt. Bereits bewilligte Zahlungen laufen weiter, selbst wenn das angeblich berechtigte Kind gar nicht in Deutschland lebt. Ein besonders drastisches Beispiel wurde in Duisburg bekannt, wo in einem Hochhaus für 59 nicht anwesende Kinder insgesamt 177.000 Euro an Kindergeld gezahlt wurden.

Schärfere Kontrollen und harte Strafen gefordert

Wer Kindergeld unrechtmäßig bezieht, begeht Steuerhinterziehung. Sobald sich der Verdacht erhärtet, werden die zuständigen Staatsanwaltschaften eingeschaltet. Den Tätern drohen Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren.

Die aktuellen Entwicklungen rufen nun Forderungen nach strengeren Kontrollen und einer Reform des Kindergeldsystems hervor. Kritiker bemängeln, dass die schwachen Überprüfungsmechanismen den Missbrauch erst ermöglichen und eine effektive Betrugsprävention dringend notwendig sei.

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