Pläne der Kommission betreffen Millionen Neufahrzeuge
Die Europäische Kommission arbeitet an einer neuen Vorschrift, die bereits ab dem Jahr 2030 die Zulassung von Verbrennern bei Miet- und Dienstfahrzeugen untersagen könnte. Das Vorhaben würde den Automarkt deutlich früher verändern als das offiziell für 2035 vorgesehene Aus für Pkw mit Benzin- oder Dieselmotor. Laut internen Schätzungen betrifft der Plan rund 60 Prozent aller Neuwagenzulassungen.
Das entsprechende Vorhaben, das sich noch in der Ausarbeitung befindet, soll demnach große Teile des gewerblichen Fahrzeugbestands zur Elektrifizierung zwingen. Als Begründung nennt die Kommission die Notwendigkeit, den CO₂-Ausstoß im Verkehrssektor schneller zu reduzieren. Erste Entwürfe der geplanten Maßnahme sollen noch vor Ende des Sommers 2025 veröffentlicht und in den legislativen Prozess eingebracht werden.
Fahrzeugverleiher und Fuhrparkbetreiber alarmiert
In der Branche schlägt der Plan bereits hohe Wellen. Autovermieter und Fuhrparkmanager äußern massive Bedenken wegen der Umsetzbarkeit und der wirtschaftlichen Folgen. Das Hauptproblem sehen viele in der fehlenden Ladeinfrastruktur sowie in der geringen Reichweite vieler Stromfahrzeuge, die vor allem im Alltagsbetrieb bei gewerblichen Kunden kritisch sei.
Nico Gabriel, Vorstand bei Sixt, äußerte laut Medien: „Die meisten Urlauber werden auf Mietwagen verzichten, Leasing für Privatkunden wird kaum noch attraktiv sein.“ Hintergrund dieser Aussage ist, dass die Umstellung auf E-Mobilität bei gleichzeitig hohem Kostendruck viele Anbieter zu Preisanpassungen zwingen dürfte. Damit würden Mietwagen für den Endkunden erheblich teurer.
Die bereits jetzt rückläufige Zahl von E-Fahrzeugen in vielen Flotten zeigt zudem, dass Anbieter auf praktische Nutzbarkeit setzen – und diese sehen sie bei vollelektrischen Fahrzeugen derzeit nicht ausreichend gegeben.
Verdeckter Vorgriff auf das allgemeine Verbrenner-Aus
Während die politische Kommunikation weiter auf das offizielle Ausstiegsdatum 2035 verweist, wirkt die geplante Regelung für Miet- und Firmenfahrzeuge wie ein faktischer Vorgriff. Da Unternehmen und Autovermieter große Teile des Neuwagenmarktes bestimmen, würden bereits in fünf Jahren fast ausschließlich Elektrofahrzeuge in diesen Bereichen zugelassen.
2024 wurden in der Europäischen Union etwa 10,6 Millionen Neuwagen verkauft. Nach EU-Schätzungen sind über die Hälfte davon Flottenfahrzeuge, die im Rahmen von Firmenprogrammen oder Leasingsystemen betrieben werden. Ein Zulassungsverbot für neue Verbrenner ab 2030 in diesem Segment wäre also ein massiver Eingriff in den Markt – mit erheblichen Folgekosten für Kunden, Lieferanten und Werkstätten.
Politische Uneinigkeit wird von Regulierung überholt
Noch vor wenigen Monaten galt die Zukunft des Verbrennerverbots als umstritten. Verschiedene Akteure innerhalb der EU wollten das Aus entweder verzögern oder ganz zurücknehmen. In zentralen Papieren zum Thema CO₂-Flottengrenzwerte fehlte zuletzt ein klares Bekenntnis zum 2035-Ziel.
Die nun geplante Regelung für Firmenflotten umgeht diese Debatte offenbar gezielt. Ohne die breite Öffentlichkeit direkt zu treffen, wird der Markt strukturell vorgeprägt – in der Hoffnung, dass sich der Wandel durch Unternehmen schneller durchsetzt. Gleichzeitig wird mit dem Schein der Freiwilligkeit operiert: Privatpersonen könnten weiterhin Verbrenner kaufen, doch deren Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit wären stark eingeschränkt.
Bereits in den kommenden Monaten könnte die Kommission den Gesetzesentwurf vorstellen, bevor Rat und Parlament im Laufe von 2026 darüber entscheiden. Sollte der Vorstoß angenommen werden, blieben Herstellern, Autovermietern und Flottenbetreibern nur wenige Jahre zur vollständigen Umstellung.