Deutliches Wachstum bei Schutzsuchenden aus Osteuropa und Asien
Die Zahl der Personen mit Schutzbezug in Deutschland erreichte zum Jahresende 2024 einen neuen Höchststand. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, lebten zum Stichtag 3,3 Millionen Menschen mit einem Aufenthaltstitel aus humanitären, völkerrechtlichen oder politischen Gründen im Land – ein Anstieg um 4,1 Prozent.
Am stärksten wuchs die Zahl bei ukrainischen Staatsangehörigen, deren Gruppe um 12,5 Prozent auf 1,1 Millionen Personen zunahm. Ebenfalls vertreten: Syrer (713.000), Afghanen (348.000), Iraker (190.000) und Türken (157.000).
Veränderte rechtliche Einordnung durch Chancenregelung
Ein maßgeblicher Faktor für statistische Veränderungen war das „Chancen-Aufenthaltsrecht“, das Ende 2022 eingeführt wurde. Es ermöglicht langjährig geduldeten Personen, unter bestimmten Voraussetzungen für 18 Monate einen gesicherten Aufenthaltstitel zu erhalten.
Diese Menschen gelten danach nicht mehr als Schutzsuchende und werden daher aus der Statistik herausgerechnet. Dies erklärt auch den kontinuierlichen Rückgang bei den Duldungszahlen: von 219.000 (2022) auf 136.000 (2024).
Soziodemographische Struktur der Betroffenen
Die Schutzsuchenden waren im Mittel 32 Jahre alt, mit einem Frauenanteil von 45 Prozent. Über ein Viertel waren minderjährig. Es bestehen erhebliche Unterschiede nach Herkunftsländern: Während bei Ukrainern der Frauenanteil 59 Prozent beträgt, sind unter den Syrern und Afghanen etwa zwei Drittel Männer. Auch das Altersprofil unterscheidet sich: Mit 35 Jahren sind Ukrainer älter als Schutzsuchende aus Syrien (28 Jahre) oder Afghanistan (27 Jahre).
Zum Vergleich: Das durchschnittliche Alter der deutschen Bevölkerung beträgt 45 Jahre.
Herkunft, Status, Ausreisepflicht
2,7 Millionen Schutzsuchende verfügten über einen anerkannten Schutzstatus. In 427.000 Fällen war das Verfahren noch nicht abgeschlossen. 171.000 Personen waren zum Stichtag ausreisepflichtig, von denen 136.000 über eine Duldung verfügten. Duldung bedeutet rechtlich, dass eine Abschiebung zwar möglich, aber faktisch nicht vollziehbar ist – etwa wegen fehlender Dokumente oder gesundheitlicher Gründe.
Ein drastischer Rückgang wurde bei Asylmigranten aus Georgien verzeichnet. Ihre Zahl sank um 23,5 Prozent auf 15.000 Personen. Hintergrund ist das neue Migrationsabkommen und die Einstufung Georgiens als sicheres Herkunftsland.
Regionale Unterschiede in der Verteilung
Innerhalb Deutschlands zeigen sich markante Unterschiede: Während im Westen der Ausländeranteil insgesamt höher liegt, ist im Osten der Anteil der Asylmigranten unter den Ausländern größer. Im Bundesdurchschnitt waren 24 Prozent der ausländischen Bevölkerung Asylmigranten. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern lag dieser Wert bei 42 Prozent, in Thüringen bei 39 Prozent. Dagegen lagen die Werte in Bayern und Baden-Württemberg bei lediglich 17 bis 18 Prozent.