Trendwende bei Aufstockern nach acht Jahren Rückgang
Im Jahr 2024 hat die Zahl der Erwerbstätigen, die ergänzend Bürgergeld beziehen, einen neuen Höchststand erreicht. 826.000 Menschen erhielten laut Regierungsdaten trotz Erwerbstätigkeit staatliche Unterstützung – das erste Mal seit 2015, dass die Zahl wieder ansteigt. Zuvor war sie mit der Einführung des Mindestlohns stetig gesunken.
Teilhabe am Arbeitsmarkt reicht oft nicht zum Leben
Viele sogenannte Aufstocker sind laut früheren Analysen in Minijobs oder niedrig bezahlten Teilzeitstellen tätig. Besonders betroffen sind Berufsfelder mit strukturell niedrigen Löhnen. Etwa zwei Drittel der Aufstocker liegen beim Lohn weit unter dem Durchschnitt, knapp die Hälfte arbeitet in geringfügiger Beschäftigung.
Staatliche Ausgaben stark angestiegen
Die finanzielle Belastung für den Bund hat sich weiter erhöht. Im Jahr 2024 beliefen sich die direkten Zahlungen für das ergänzende Bürgergeld auf 6,99 Milliarden Euro. Für Bedarfsgemeinschaften mit mindestens einem Aufstocker wurden weitere 11,61 Milliarden Euro aufgewendet. Das bedeutet gegenüber 2023 einen klaren Anstieg der Gesamtmittel.
Linke fordert strukturelle Reformen und mehr Lohn
Cem Ince von der Linken sieht im Anstieg einen politischen Handlungsauftrag. „Wir unterstützen damit niedrige Löhne und halten Ausbeutung aufrecht“, erklärte er. Stattdessen solle der Staat in Pflegeplätze und Kitas investieren, um Erwerbstätigen eine echte Wahl jenseits der Teilzeit zu ermöglichen.
Mindestlohnkommission unter Druck
Der aktuelle Stundenlohn von 12,82 Euro gilt vielen als nicht ausreichend. Friedrich Merz sprach sich öffentlich dafür aus, den Mindestlohn bis 2026 auf 15 Euro anzuheben. Die Mindestlohnkommission prüft derzeit eine Anpassung, während Arbeitgeberverbände vor steigenden Kosten warnen.