Chaos beim Schulessen in Berlin

Chaos beim Schulessen in Berlin

Eine Krise mit Folgen für Tausende Schüler

Der Schulbeginn nach den Sommerferien in Berlin wurde von einem ernsten Problem überschattet: Tausende Berliner Schüler erhielten in der ersten Schulwoche kein oder mangelhaftes Mittagessen. Der neue Caterer „40Seconds“, der den Auftrag hat, rund 50.000 Schüler mit Essen zu versorgen, scheiterte offensichtlich daran, die benötigten Mengen und Qualitätsanforderungen zu erfüllen. Dies führte zu einem regelrechten Versorgungschaos an vielen Schulen der Stadt.

Mangelnde Vorbereitung und überforderte Lieferkapazitäten

Bereits im Vorfeld hatten Mitbewerber des Caterers Bedenken geäußert, ob es „40Seconds“ gelingen würde, seine Produktionskapazitäten innerhalb kürzester Zeit von 5.000 auf 50.000 Mahlzeiten pro Tag zu verzehnfachen. Die Sorge stellte sich als berechtigt heraus: Die Lieferung an viele Schulen kam entweder verspätet, in unzureichender Menge oder war schlichtweg ungenießbar. Dies führte dazu, dass viele Schüler hungrig nach Hause gehen mussten.

Ein Beispiel für das Ausmaß der Krise ist die Grundschule in Mahlsdorf, wo laut einer besorgten Mutter seit dem ersten Schultag nach den Ferien etwa 600 Kinder ohne Mittagessen geblieben sind. Der Vorsitzende des Verbands Berliner Grundschulleitungen, Stephan Witzke, bestätigte ebenfalls gravierende Probleme an seiner Grundschule in Neukölln. Besonders besorgniserregend sei die Tatsache, dass auch Kinder betroffen sind, die zu Hause nicht ausreichend mit Essen versorgt werden.

„Das geht gar nicht, das können wir nicht hinnehmen“

In vielen Bezirken Berlins wurde das Problem offenbar zur Normalität. Lichtenbergs Schulstadträtin Sandy Mattes (SPD) reagierte empört: „Das geht gar nicht, das können wir nicht hinnehmen“, erklärte sie gegenüber dem Tagesspiegel. In ihrem Bezirk seien vier Schulen von den Problemen mit „40Seconds“ betroffen. Auch in anderen Bezirken, wie Reinickendorf, Pankow und Spandau, häuften sich die Beschwerden. Sechs von neun Grundschulen in Reinickendorf und ebenso viele in Spandau, die von „40Seconds“ beliefert werden, hätten gravierende Probleme mit den Essenslieferungen gemeldet.

Die Zustände in den belieferten Schulen sind teils besorgniserregend. In Mahlsdorf wurde beispielsweise schlechtes Essen geliefert. Ein Gedächtnisprotokoll des Hortes schilderte den Vorfall so: „Das Küchenpersonal stellte fest, dass der Broccoli roch und der Lachs schlecht war.“ Die Mahlzeiten, die den Kindern serviert wurden, waren nicht nur kalt, sondern auch verdorben. Ein Fahrer lieferte das Essen mit starkem Geruch aus dem Auto, was den Verdacht auf verdorbene Ware nahelegte. Die Reaktion des Caterers auf Beschwerden war lapidar: „Dann teilen sie es nicht aus.“

Drastische Maßnahmen der Schulen

Aufgrund der wiederholten Ausfälle und schlechten Lieferungen begannen einige Schulen eigenständig nach Lösungen zu suchen. Das Schulamt Marzahn-Hellersdorf forderte die betroffenen Schulen in einem Schreiben auf, bei weiteren Lieferausfällen selbst Essen zu bestellen – die Kosten dafür soll der Caterer tragen. Einige Schulleiter griffen zu ungewöhnlichen Maßnahmen: In Neukölln etwa plante ein Schulleiter, Pizza für die Schüler zu bestellen, um die Versorgung sicherzustellen.

Das Bezirksamt Pankow erwägt bereits, den Vertrag mit „40Seconds“ zu kündigen. „Rechnungen werden für nicht erfolgte Lieferungen nicht bezahlt“, stellte eine Sprecherin des Bezirks klar. Auch das Bezirksamt Reinickendorf teilte mit, dass man konkrete Schritte ergriffen habe, um die desaströse Situation zu beheben.

Reaktionen und Konsequenzen

Der Geschäftsführer von „40Seconds“ steht mittlerweile unter erheblichem Druck. Die Forderungen, den Vertrag mit dem Caterer aufzulösen, werden lauter. Der Geschäftsführer selbst gab zu, dass es in der Startphase zu Problemen gekommen sei, betonte aber, dass man an einer schnellen Lösung arbeite. Gleichzeitig versuchen die Bezirke, den entstandenen Schaden zu begrenzen und die Versorgung der Schüler so schnell wie möglich wieder auf ein akzeptables Niveau zu bringen.

Die Situation zeigt deutlich, wie wichtig eine verlässliche Planung und ausreichende Kapazitäten bei der Versorgung von Schulen sind. Für viele Eltern und Schüler ist die Situation untragbar. Gerade in einer Stadt wie Berlin, in der es viele Kinder gibt, die auf das Schulessen angewiesen sind, darf es nicht passieren, dass Schüler hungrig nach Hause gehen müssen.

Die Zukunft der Schulversorgung in Berlin

Es bleibt abzuwarten, wie die Berliner Verwaltung auf diese Krise reagieren wird. Schon jetzt steht fest, dass der Fall „40Seconds“ als abschreckendes Beispiel für die mangelnde Kontrolle und die Risiken eines unzureichend geprüften Caterers gelten wird. Eine lückenlose Versorgung der Schüler mit gutem Essen sollte an den Berliner Schulen höchste Priorität haben, denn wie es der Fall in Mahlsdorf und anderen Bezirken gezeigt hat, können die Konsequenzen eines Versagens weitreichend und gravierend sein.

Die betroffenen Schüler und ihre Eltern hoffen nun auf eine schnelle und nachhaltige Lösung, damit solche Zustände in Zukunft vermieden werden können. „Es darf nicht sein, dass unsere Kinder in der Schule hungern müssen“, fasste eine betroffene Mutter zusammen. Der Appetit auf schnelle Verbesserungen ist groß.

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