Ryanair zieht Konsequenzen – Bundesregierung am Pranger

Ryanair zieht Konsequenzen – Bundesregierung am Pranger

Die Geduld ist am Ende: Ryanair vollzieht den angekündigten Kahlschlag und streicht 24 Flugverbindungen an neun deutschen Flughäfen. Der Grund: die von der Bundesregierung trotz massiver Kritik beibehaltene Ticketsteuer. Der irische Billigflieger spricht von einer „katastrophalen Fehlentscheidung der Ampel“ und wirft Berlin „wirtschaftliches Unvermögen“ vor.

Im kommenden Winterflugplan 2025/2026 wird das Angebot in Deutschland drastisch reduziert – 800.000 Sitzplätze verschwinden, fünf Standorte werden massiv ausgedünnt, zwei Regionalflughäfen verlieren den Anschluss komplett. Besonders hart trifft es Leipzig und Dortmund, die vorerst gar nicht mehr angeflogen werden.

Ampel-Steuer zerstört Wettbewerbsfähigkeit

Was als „ökologische Maßnahme“ begann, entwickelt sich zur Belastung für den gesamten Luftverkehr. Seit der Erhöhung der Luftverkehrssteuer um 24 Prozent im Mai 2024, zahlt jeder Fluggast in Deutschland 55 Euro, bevor er überhaupt ins Flugzeug steigt.

Dieses Land macht Fliegen zum Luxusgut“, schimpfte Ryanair-CEO Eddie Wilson bereits im Sommer. Nun folgte die angekündigte Vergeltung. Die Airline nennt die Entscheidung, an der Steuer festzuhalten, ein Paradebeispiel für „wirtschaftsfeindliche Symbolpolitik“.

Während andere Länder die Luftfahrt durch Steuererleichterungen stützen, drehe Deutschland der Branche den Geldhahn zu. „Die Bundesregierung hat den Luftverkehr praktisch stranguliert“, erklärte Ryanairs Marketingchef Dara Brady am Mittwoch in Berlin.

Neun Flughäfen verlieren teils zentrale Routen

Die Konsequenzen sind drastisch: Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt-Hahn, Memmingen, Weeze, Leipzig, Dortmund und Baden-Baden sind betroffen. In der Hauptstadt fallen unter anderem Flüge nach Krakau, Brüssel und Tel Aviv weg.

Insgesamt reduziert Ryanair seine Flotte in Deutschland von 34 auf 29 Flugzeuge. Das entspricht einem Minus von fast 15 Prozent. Brady sprach von einer „strategischen Notwehrmaßnahme“, die unumgänglich gewesen sei, um „weiterhin rentabel operieren zu können“.

Die Kürzungen im Detail:

  • Berlin: minus 5 Routen
  • Hamburg: minus 4
  • Dortmund: minus 4
  • Frankfurt-Hahn: minus 3
  • Memmingen: minus 2
  • Köln: minus 2
  • Weeze: minus 2
  • Leipzig: minus 1
  • Baden-Baden: minus 1

Deutschland verliert den Anschluss an Europa

Während Länder wie Irland, Spanien, Polen und Ungarn auf Wachstum setzen, manövriert sich Deutschland laut Ryanair selbst ins Abseits. Diese Staaten hätten die Luftverkehrssteuer abgeschafft oder gesenkt, um den Tourismus zu fördern.

Deutschland ist inzwischen der am schlechtesten erholte Luftverkehrsmarkt Europas“, warnt Brady. Die Auslastung der deutschen Flughäfen liege zwölf Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019 – während andere Märkte längst Rekordzahlen melden.

Die Landegebühren seien hierzulande seit 2019 von 5 auf 15 Euro gestiegen, die Sicherheitsgebühr von 10 auf 15 Euro. Zum Vergleich: In Lissabon beträgt sie gerade einmal 1,80 Euro. Ryanair spricht von „Abzocke auf Kosten der Reisenden“.

Regierung ignoriert Warnungen – Ryanair reagiert mit Rückzug

Trotz monatelanger Warnungen habe das Verkehrsministerium unter Patrick Schnieder keinerlei Entlastung angekündigt. „Wir haben mehrfach signalisiert, dass Deutschland sich selbst schadet. Doch die Politik schaut tatenlos zu“, kritisierte Brady.

Er machte klar: „Dieser Rückzug ist keine Drohung, sondern eine Reaktion auf Realitätsverweigerung.“ Ryanair sehe keine wirtschaftliche Grundlage mehr, um an teuren Flughäfen wie Berlin oder Hamburg weiterhin zu expandieren.

Die irische Fluggesellschaft bezeichnet die Steuerpolitik als „gescheitertes Experiment“, das Arbeitsplätze koste, Tourismus behindere und die Marktstellung der Lufthansa weiter zementiere. Damit wachse in Deutschland das, was Ryanair als „Hochpreis-Monopol“ bezeichnet – ein Zustand, der Passagiere zwinge, die höchsten Ticketpreise Europas zu zahlen.

Ryanair will Milliarden investieren – aber nicht um jeden Preis

Gleichzeitig machte die Airline klar, dass sie bei einer politischen Kehrtwende bereitstünde, erneut massiv in Deutschland zu investieren. 30 neue Flugzeuge im Wert von über drei Milliarden US-Dollar könnten stationiert werden, dazu über 1.000 neue Arbeitsplätze.

Wenn Deutschland die Steuerpolitik korrigiert, können wir das Passagieraufkommen verdoppeln und einen wahren Investitionsschub auslösen“, sagte Wilson.

Doch solange die Regierung die Ticketsteuer verteidige, werde Ryanair sich aus „überteuerten Märkten mit ruinöser Bürokratie“ zurückziehen.Der Tenor ist unmissverständlich: Deutschland steht laut Ryanair kurz davor, im europäischen Luftverkehr endgültig den Anschluss zu verlieren. „Was wir erleben, ist ein kontrollierter Rückzug aus einem Land, das sich selbst sabotiert.

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