Zensur an US-Schulen trifft weltbekannte Literatur

Zensur an US-Schulen trifft weltbekannte Literatur

Immer mehr Bücher verschwinden aus Regalen und Lehrplänen

In den Vereinigten Staaten zeichnet sich eine zunehmende Tendenz zur literarischen Zensur ab. Laut dem Autorenverband PEN America wurden im Schuljahr 2023/24 in mehr als 220 Schulbezirken über 10.000 Fälle von Bücherverboten registriert. Dabei ist auffällig, dass insbesondere die Bundesstaaten Florida und Iowa besonders häufig eingreifen.

Zentrale Themen werden systematisch ausgeblendet

Häufig genügt es, dass eine einzelne Person ein Buch beanstandet – schon gilt es als ungeeignet für den Unterricht. Infolge dessen drohen Schulen mitunter Geldstrafen von mehreren Zehntausend US-Dollar, wenn sie gegen die Vorgaben verstoßen. Besonders betroffen sind Werke, die sich mit sozialen Ungleichheiten, rassistischen Strukturen, Geschlechterrollen oder queeren Lebensrealitäten befassen.

„Die große Zahl der betroffenen Bücher zeigt, dass es sich um eine systematische Einschränkung des Zugangs zu Bildung handelt,“ erklärte ein Sprecher von PEN America.

Literarische Klassiker unter den gesperrten Werken

Die Liste der verbannten Titel ist lang und prominent. Klassiker wie George Orwells „1984“, „Farm der Tiere“, das „Tagebuch der Anne Frank“ oder „To Kill a Mockingbird“ gehören zu den bekanntesten Werken, die aus Schulbibliotheken entfernt wurden. Diese Bücher galten bislang als Standardlektüre in der schulischen Bildung.

Zunehmend geraten auch zeitgenössische Jugendromane ins Visier der Zensur. Darunter befinden sich Bestseller wie „Die Tribute von Panem“ von Suzanne Collins, „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green und „Neunzehn Minuten“ von Jodi Picoult. Diese Bücher zeichnen sich durch kritische Auseinandersetzungen mit Jugendkultur, psychischen Belastungen und sozialer Gewalt aus – Themen, die von konservativen Gruppen als problematisch eingestuft werden.

Politische Motive nicht immer eindeutig

Trotz der klaren regionalen Schwerpunkte gibt es keine direkte Verbindung zur aktuellen Bundespolitik. Die Verbote wurden in den meisten Fällen auf Bezirksebene entschieden, unabhängig von der Parteizugehörigkeit des Präsidenten oder des Gouverneurs.

Die Entwicklung wird von Bildungsverbänden, Elterninitiativen und Autorinnen scharf kritisiert. In einer Zeit, in der der freie Zugang zu Informationen wichtiger denn je erscheint, sehen viele in den Verboten einen Angriff auf Meinungsfreiheit und Bildungsvielfalt.

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