Facebook lockert Zensur: Community statt Kontrolle
Mark Zuckerberg verabschiedet sich von der bisherigen Moderationspraxis bei Facebook und Instagram. Faktenchecks und Löschungen sollen durch ein System von Nutzerkommentaren und Community-Anmerkungen ersetzt werden. Der Wandel hat direkte Folgen für das beauftragte Unternehmen Telus International.
2.000 Arbeitsplätze bei Telus fallen weg
Durch die Vertragsauflösung seitens Meta sieht sich Telus International gezwungen, 2.059 Stellen am spanischen Standort zu streichen. Diese Mitarbeiter waren mit der Überwachung von Inhalten betraut.
„Unsere Kolleginnen und Kollegen haben wertvolle Arbeit geleistet – die Entscheidung fiel uns nicht leicht,“ hieß es aus Unternehmenskreisen. Die Gewerkschaft konnte Abfindungen und einen Sozialplan durchsetzen.

Musk als Impulsgeber für Deregulierung
Zuckerbergs Entscheidung folgt dem Weg von Elon Musk, der bei Twitter/X fast vollständig auf Selbstregulierung durch Nutzer setzt. Auch dort wurde das Personal stark reduziert – von etwa 7.500 auf rund 1.500 Beschäftigte.
Viele Experten warnen, dass eine solche Politik zu einem Anstieg extrem problematischer Inhalte führen könne – von Fake News über Hasskommentare bis hin zu gefährlichen Aufrufen zur Gewalt. Dennoch gibt es auch Stimmen, die die Demokratisierung der Plattformregeln begrüßen und mehr Nutzerverantwortung fordern.
DEI-Initiativen gestrichen: Kurswechsel im Konzern
Meta verabschiedete sich gleichzeitig von seinen DEI-Programmen (Diversität, Gleichstellung und Inklusion). Als Grund wurde die politische Neuausrichtung nach der Wiederwahl Donald Trumps genannt. Beobachter werten dies als bewusste ideologische Positionierung.
Der Schritt zeigt, dass Meta künftig auf eine „neutrale Unternehmenskultur“ setzen will – ein Begriff, der in der Praxis oft bedeutet: Wegfall von Förderprogrammen und Gleichstellungszielen.
Kritik aus der deutschen Politik nimmt zu
Die deutsche Politik äußerte sich umgehend. Grünen-Vertreter forderten ein öffentlich-rechtliches Netzwerk als Alternative. Friedrich Merz sagte wörtlich:
„Europa darf diesen Entwicklungen nicht tatenlos zusehen. Wir brauchen klare gesetzliche Vorgaben für Meta.“
Mehrere Stimmen aus der Zivilgesellschaft beklagten zudem, dass sich große Plattformen immer mehr der öffentlichen Kontrolle entziehen, obwohl sie in der Realität wie Infrastrukturen wirken.
Globale Bedeutung der digitalen Meinungsfreiheit
Die Reduktion der Moderation bedeutet für viele Nutzer mehr Freiraum – doch Kritiker warnen vor Hassrede und Falschinformationen. Der Balanceakt zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung wird zu einer zentralen Herausforderung für die Zukunft sozialer Netzwerke.