Die Drogeriekette dm plant eine Expansion in den Gesundheitsmarkt und will ab Sommer 2025 frei verkäufliche Arzneimittel wie Aspirin, Paracetamol und Ibuprofen online anbieten. Dieser Schritt könnte den Apothekenmarkt in Deutschland nachhaltig verändern.
Arzneimittel aus Tschechien
Um die rechtlichen Hürden in Deutschland zu umgehen, will dm die Arzneimittel über eine Gesellschaft in Tschechien vertreiben. „Wir konzentrieren uns ausschließlich auf den Onlinehandel mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten“, erklärte ein Sprecher. Verschreibungspflichtige Arzneimittel bleiben aufgrund regulatorischer Vorgaben ausgeschlossen.
Der Standort Tschechien bietet dm Vorteile: Während der Versand von Medikamenten in Deutschland Apothekern vorbehalten ist, ermöglicht die Rechtslage in Tschechien den Verkauf durch Kapitalgesellschaften.
Druck auf die Konkurrenz
Das Vorhaben von dm trifft auf einen bereits angespannten Markt. Stationäre Apotheken sind seit Jahren unter Druck, da Versandapotheken wie DocMorris Marktanteile erobern. Die Zahl der Apotheken in Deutschland sank in den letzten zehn Jahren von rund 20.000 auf 17.300.
Die Ankündigung von dm löste auch an der Börse starke Reaktionen aus. Aktien von DocMorris und Redcare Pharmacy fielen zeitweise um bis zu neun Prozent. Mit einem Jahresumsatz von über zwölf Milliarden Euro und 4000 Filialen allein in Deutschland hat dm eine starke Ausgangsposition, um durch günstige Preise und Rabatte Marktanteile zu gewinnen.
Erweiterung des Gesundheitsangebots
Bereits jetzt bietet dm zahlreiche Gesundheitsprodukte wie Heilpflanzenöle, Zinksalben und Nahrungsergänzungsmittel an. Mit dem Versand aus Tschechien könnte das Sortiment deutlich wachsen. Christoph Werner, dm-Chef, sieht zudem Chancen in der Telemedizin und Beratung. „Bankdienstleistungen sind notwendig, Bankfilialen sind es nicht“, sagte Werner in einem Interview und deutete an, dass ähnliche Konzepte auch im Gesundheitsbereich möglich sind.
Darüber hinaus hält Werner Impfungen in dm-Filialen für denkbar: „Wir könnten auch in diesem Bereich mit innovativen Ideen überzeugen.“ Laut Handelsblatt hat dm bereits Markenschutz für „medizinische Dienstleistungen“ und „pharmazeutische Beratungen“ beantragt.
Konkurrenz belebt den Markt
Der Gesundheitsmarkt bleibt dynamisch. Während sich Unternehmen wie die Otto Group mit dem Schweizer Telemedizinanbieter Medgate neue Geschäftsfelder erschließen, musste Douglas seine defizitäre Online-Apotheke Diaspo nach nur zwei Jahren wieder aufgeben. Auch Spekulationen über einen Einstieg von Amazon verdeutlichen das Potenzial und die Herausforderungen in diesem Bereich.
dm wagt mit dem Einstieg in den Arzneimittelversand einen innovativen Schritt, der den Apothekenmarkt in Deutschland weiter verändern könnte. Ob sich die Strategie durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass dm mit günstigen Preisen und einem erweiterten Gesundheitsangebot auf Wachstum setzt und die Konkurrenz vor neue Herausforderungen stellt.