Arbeitsplatzabbau in der Industrie weitet sich aus

Arbeitsplatzabbau in der Industrie weitet sich aus

Deutlicher Rückgang in der Automobilbranche

Die Industrie in Deutschland steckt weiter in einer tiefen Krise. Innerhalb von zwölf Monaten gingen rund 114.000 Arbeitsplätze verloren, wie aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen. Besonders betroffen ist die Autobranche, in der 51.500 Stellen gestrichen wurden – ein Rückgang von nahezu sieben Prozent. Damit ist die Branche für fast die Hälfte aller verlorenen Jobs verantwortlich. Insgesamt sind derzeit noch 5,42 Millionen Menschen in der Industrie beschäftigt, der niedrigste Wert seit 2019.

Seit jenem Jahr summiert sich der Arbeitsplatzabbau in der gesamten Industrie auf 245.000 Stellen, was einem Minus von 4,3 Prozent entspricht.

Belastungen durch hohe Kosten und Handelskonflikte

Die Ursachen des Stellenabbaus sind vielfältig. Hohe Energiekosten, eine zunehmende Regulierungsdichte, schwache Nachfrage im Inland sowie Exportprobleme belasten die Betriebe. Insbesondere die von US-Präsident Donald Trump eingeführten Zölle auf Industrieprodukte haben die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporteure deutlich geschwächt.

Der Rückgang der Exporte in Richtung USA trifft die deutsche Industrie massiv“, erklärte EY-Experte Jan Brorhilker. Auch die Absatzschwäche in China setzt die Unternehmen zusätzlich unter Druck.

Im zweiten Quartal verzeichnete die Industrie ein erneutes Minus von 2,1 Prozent beim Umsatz, in der Automobilbranche ein Rückgang um 1,6 Prozent. Es war das achte Quartal in Folge mit sinkenden Erlösen.

Unternehmen reagieren mit drastischen Maßnahmen

Mehrere Großkonzerne haben bereits auf die Krise reagiert. Mercedes-Benz, Volkswagen, Bosch, Continental und ZF kündigten umfassende Sparprogramme an. Porsche geht noch weiter und will die Batterietochter Cellforce weitgehend einstellen.

Auch in anderen Branchen ist die Lage angespannt. Der Maschinenbau verlor 17.000 Jobs, die Metallindustrie baute rund 12.000 Stellen ab. Stabil blieb dagegen die Situation in der Chemie- und Pharmabranche, die ihre Beschäftigtenzahlen bislang halten konnte.

Schwierige Perspektiven für Berufseinsteiger

Die aktuelle Entwicklung hat besonders für junge Fachkräfte weitreichende Folgen. „Wir werden eine steigende Arbeitslosigkeit bei Hochschulabsolventen erleben – ein Phänomen, das Deutschland lange nicht kannte“, warnte Brorhilker. Für Ingenieure und Techniker wird der Einstieg ins Berufsleben deutlich komplizierter, da viele Unternehmen Personal eher abbauen, anstatt neue Kräfte einzustellen.

Vermittlungsprobleme auf dem Arbeitsmarkt

Hinzu kommt eine weitere Herausforderung: Die Bundesagentur für Arbeit spielt bei der Vermittlung neuer Jobs eine immer kleinere Rolle. Im Jahr 2015 gingen noch 13,2 Prozent aller neuen Beschäftigungsverhältnisse auf direkte Vorschläge der Behörde zurück, 2024 waren es nur noch 4,9 Prozent – ein historischer Tiefstand.

Trotz des insgesamt positiven Trends im Jahrzehnt seit 2014, in dem die Industrie noch 185.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen hatte, droht der Standort Deutschland zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Vor allem die Automobilbranche gilt als Schlüsselsektor, dessen Einbruch weitreichende Folgen für Zulieferer, Forschung und Entwicklung haben könnte.

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