Pflichtjahr für Senioren: DIW – Chef fordert Engagement

Pflichtjahr für Senioren: DIW – Chef fordert Engagement

Neue Verantwortung für die ältere Generation

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat sich für ein verpflichtendes soziales Jahr für Rentner ausgesprochen. Ziel sei eine gerechtere Verteilung gesellschaftlicher Lasten zwischen den Generationen. „Wir sollten ein verpflichtendes soziales Jahr für alle Rentnerinnen und Rentner einführen“, erklärte Fratzscher in einem Interview. Er kritisierte, dass bislang vor allem die junge Generation die Hauptlast bei Finanzierung und Arbeit schultere.

Einsatzmöglichkeiten in Gesellschaft und Verteidigung

Fratzscher sieht vielfältige Aufgaben, bei denen die Kompetenzen älterer Menschen gebraucht werden. Im Sozialwesen könnten sie etwa Schulen, Pflegeeinrichtungen oder Hilfsorganisationen unterstützen. Gleichzeitig verweist er auf sicherheitspolitische Bereiche: „Warum sollten wir die nicht nutzen, gerade von Leuten, die früher bei der Bundeswehr ausgebildet wurden“, sagte der Ökonom. Viele Rentner könnten ihr Fachwissen und ihre Erfahrung gezielt einbringen.

Antwort auf demografische Herausforderungen

Die Forderung nach stärkerem Engagement der älteren Generation begründet Fratzscher mit den wachsenden Belastungen durch Fachkräftemangel, Alterung der Gesellschaft und steigende Sozialausgaben. Ein Pflichtjahr könne helfen, den Druck auf jüngere Generationen zu mindern und gleichzeitig wichtige gesellschaftliche Aufgaben zu bewältigen. „Die ältere Generation muss sich stärker einbringen“, betonte der DIW-Präsident.

Ein neuer Generationenvertrag

Fratzscher wirbt für eine Art Generationenpakt, der gegenseitige Verantwortung verbindlich macht. Dieser Ansatz findet sich auch in seinem Buch „Nach uns die Zukunft – Ein neuer Generationenvertrag für Freiheit, Sicherheit und Chancen“, das am 29. August erscheint. Er fordert darin mehr Solidarität zwischen den Altersgruppen und ein System, das Lasten und Chancen fair verteilt.

Politische Debatte vorprogrammiert

Der Vorstoß des Ökonomen wird voraussichtlich kontrovers diskutiert werden. Während Befürworter die Idee als Ausdruck notwendiger Solidarität sehen, könnte es von Seiten älterer Bürger Widerstände geben. Kritiker dürften in einem Pflichtjahr einen zu tiefen Eingriff in persönliche Freiheiten sehen. Gleichwohl macht Fratzschers Vorschlag deutlich, dass der demografische Wandel neue Antworten verlangt, um die Gesellschaft stabil und gerecht zu gestalten.

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