Übernahmeziel knapp verfehlt
Das italienische Medienunternehmen Media for Europe (MFE), das eng mit der Familie Berlusconi verbunden ist, hat die angestrebte Mehrheit am deutschen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 Media SE vorerst nicht erreicht. Nach einer aktuellen Mitteilung beträgt der Anteil von MFE zum Stichtag 13. August 43,6 Prozent. Damit bleibt der Konzern deutlich unter der entscheidenden Marke von 50 Prozent, die eine vollständige Kontrolle ermöglichen würde.
Chancen durch Nachfrist
Der Rückschlag bedeutet jedoch nicht das Ende der Übernahmebemühungen. MFE kauft weiterhin Aktien und kann noch bis zum 1. September zusätzliche Anteile erwerben. Anleger, die ihre Entscheidung bisher hinausgezögert haben, besitzen somit weiterhin die Gelegenheit, ihre Aktien anzudienen. Experten halten es für realistisch, dass MFE in den kommenden Wochen seinen Einfluss weiter verstärkt.
Ambitionierter Plan einer europäischen Mediengruppe
Das zentrale Ziel von MFE ist es, eine grenzüberschreitende Senderallianz aufzubauen, die nationale TV-Anbieter verschiedener Länder in einer einheitlichen Struktur zusammenführt. Mit dieser Strategie wollen die Berlusconis Reichweite und Schlagkraft im europäischen Medienmarkt steigern. Ein solcher Zusammenschluss verspricht Kostenvorteile, stärkere Positionen in der Werbewirtschaft und eine robustere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber globalen Streamingdiensten.
Grünes Licht der Behörden
Regulatorisch bestehen keine Hürden für die geplante Expansion. Bereits in 2023 hatte die Europäische Kommission, gefolgt von der Bundeswettbewerbsbehörde im Jahr 2024, den Einstieg von MFE untersucht. Damals überschritt das Unternehmen die 25-Prozent-Schwelle ohne Einwände der Aufsichtsbehörden. Auch für eine weitere Beteiligungserhöhung wurden bisher keine kartellrechtlichen Hindernisse signalisiert.
Folgen für ProSiebenSat.1
Obwohl MFE mit 43,6 Prozent schon heute der größte Einzelaktionär von ProSiebenSat.1 ist, reicht diese Beteiligung nicht aus, um alleine die Kontrolle zu übernehmen. Das bedeutet, dass wichtige Entscheidungen im Konzern weiterhin nur gemeinsam mit anderen Anteilseignern getroffen werden können. Vorstand und Aufsichtsrat müssen sich daher darauf einstellen, dass MFE künftig zwar einflussreicher wird, jedoch nicht uneingeschränkt die Richtung vorgibt.