Schaeffler kürzt 2.800 Stellen in Deutschland

Schaeffler kürzt 2.800 Stellen in Deutschland

Der deutsche Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler hat umfassende Stellenkürzungen angekündigt: 4.700 Arbeitsplätze in Europa sollen entfallen, davon 2.800 in Deutschland. Grund für den massiven Abbau ist die Fusion mit Vitesco, einem Technologieunternehmen aus Regensburg. Schaeffler plant, durch Synergien Arbeitsbereiche zu verschlanken und doppelte Strukturen zu beseitigen – insbesondere in Verwaltung, Forschung und Entwicklung. Die Kürzungen sollen hauptsächlich zwischen 2025 und 2027 umgesetzt werden.

Standorte und betroffene Bereiche

Besonders betroffen sind die Standorte in Schweinfurt und Regensburg. In Schweinfurt, wo rund 5.500 Menschen beschäftigt sind, könnten nach Angaben der IG Metall bis zu 700 Arbeitsplätze wegfallen. Der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Schenk äußerte sich hierzu besorgt: „Zusammen mit den bereits angekündigten, aber noch nicht umgesetzten Maßnahmen werden wir in Schweinfurt rund 700 Arbeitsplätze verlieren.“ In Regensburg und Herzogenaurach sollen ebenfalls 600 Stellen abgebaut werden, verteilt auf die Verwaltung sowie die Bereiche Forschung und Entwicklung. Insgesamt sind zehn Standorte in Deutschland betroffen, darunter auch Berlin, Hameln und Steinhagen, wobei letztere beiden Standorte sogar zur Gänze zur Disposition stehen.

Schaeffler AG, Quelle: TradingView

Kosten und Einsparziele

Schaeffler rechnet durch die Kürzungen mit Einsparungen von etwa 290 Millionen Euro jährlich ab 2029. Die Umstrukturierungsmaßnahmen selbst kosten den Konzern schätzungsweise 580 Millionen Euro, hauptsächlich durch Rückstellungen und Verlagerungskosten. Vorstandsvorsitzender Klaus Rosenfeld betont, die Maßnahmen würden „sozialverträglich und mit Augenmaß umgesetzt“.

Reaktionen der Gewerkschaften

Die Ankündigung stieß auf deutliche Kritik seitens der Gewerkschaften und Betriebsräte. Carsten Bruns, Betriebsratsvorsitzender bei Vitesco in Regensburg, zeigte sich enttäuscht: „Bisher wurden keine Verhandlungen mit dem Betriebsrat oder der IG Metall zu tragfähigen Lösungen geführt.“ Rico Irmischer, erster Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg, verurteilte den Stellenabbau als „radikalen Schlag“ und sprach von einem „Schock für die Beschäftigten“. Er bezeichnete die Maßnahmen als „unverantwortlich und brandgefährlich für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.“

Schwierige Zukunft für die Automobilzulieferer

Schaeffler steht wie viele andere Zulieferer vor der Herausforderung, sich in einem sich wandelnden Markt zu behaupten. Während das Geschäft mit Verbrennungsmotoren schrittweise reduziert wird, bleibt der erwartete Zuwachs bei Elektroauto-Komponenten hinter den Prognosen zurück. Der zunehmende Wettbewerb verstärkt den Preisdruck, was die Profitabilität zusätzlich belastet. Die Arbeitsplatzreduktionen sollen nach Unternehmensangaben vor allem durch natürliche Fluktuation, freiwillige Abfindungsprogramme sowie Altersteilzeitmaßnahmen erreicht werden.

Mit dieser Restrukturierung versucht Schaeffler, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch die drastischen Maßnahmen und die Reaktion der Belegschaft werfen die Frage auf, ob der Konzern das Vertrauen seiner Mitarbeiter und die Unterstützung der Gewerkschaften in dieser schwierigen Phase behalten kann.

Verwandte Artikel