Lufthansa im Kostenstrudel

Lufthansa im Kostenstrudel

Rekordumsatz, aber sinkende Gewinne

Lufthansa steht trotz einer hohen Nachfrage und dem höchsten Quartalsumsatz ihrer Firmengeschichte vor erheblichen Herausforderungen. Im dritten Quartal 2024 erzielte der Konzern einen Umsatz von 10,7 Milliarden Euro, was einem Anstieg von fünf Prozent entspricht. Doch der bereinigte Betriebsgewinn fiel um neun Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. „Das ist ein deutliches Zeichen für die Kostendrucksituation, in der wir uns befinden“, erklärte ein Sprecher des Unternehmens. Analysten hatten diesen Rückgang nach der zweiten Gewinnwarnung des Jahres bereits erwartet.

Kostenprobleme und Druck auf Langstreckenflügen

Ein maßgeblicher Faktor für die sinkenden Gewinne sind gestiegene Kosten in mehreren Bereichen. Lufthansa sieht sich mit steigenden Gebühren, hohen Personalkosten und erhöhtem technischen Aufwand konfrontiert. Ein Mangel an neuen, effizienteren Flugzeugen führt ebenfalls zu einem höheren Kostenniveau. Zudem sieht sich die Kernmarke der Lufthansa im Langstreckenbereich, insbesondere auf asiatischen Strecken, einem intensiven Wettbewerb ausgesetzt. Der Preisdruck auf diesen Flügen belastet die Gewinnmargen zusätzlich. Im dritten Quartal sank das Betriebsergebnis der Kernmarke um ganze 37 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr, das der Airline noch einen Gewinn von 830 Millionen Euro brachte, weist Lufthansa in diesem Jahr bisher 20 Millionen Euro Verlust aus.

Ein Sparprogramm, das bis 2026 umgesetzt werden soll, zielt darauf ab, diese finanzielle Schieflage zu korrigieren. Der Lufthansa-Konzern erwartet, dass dieses Programm einen positiven Bruttoeffekt von 1,5 Milliarden Euro erzielen wird.

Aktionäre zeigen sich enttäuscht

Die Aktienkurse der Lufthansa spiegeln das Vertrauen der Anleger wider, die angesichts der aktuellen Entwicklung eher verhalten reagieren. Nachdem die Aktie am Montag aufgrund sinkender Ölpreise einen Aufschwung verzeichnet hatte, verlor sie am Dienstag um etwa zwei Prozent. Trotz des hohen Umsatzes konnte Lufthansa die Erwartungen der Aktionäre nicht erfüllen, was den Kurs unter Druck setzte. „Die Kombination aus steigendem Kostendruck und schwankenden Ticketpreisen setzt das Unternehmen erheblich unter Zugzwang“, kommentierte ein Marktanalyst.

Boeing mit größerer Kapitalerhöhung als geplant

Nicht nur Lufthansa, sondern auch der US-Flugzeugbauer Boeing sieht sich gezwungen, auf die Krise in der Luftfahrtindustrie zu reagieren. Boeing plant eine Kapitalerhöhung, die ursprünglich 90 Millionen Aktien und Einlagezertifikate umfassen sollte und etwa 19 Milliarden Dollar einbringen würde. Aufgrund der hohen Nachfrage erhöht Boeing jedoch die Zahl der auszugebenden Aktien auf 112,5 Millionen, was potenziell 24 Milliarden Dollar einbringen könnte. „Diese Maßnahme ist notwendig, um die finanzielle Stabilität des Unternehmens zu sichern und auf die Herausforderungen der kommenden Jahre vorbereitet zu sein“, sagte ein Sprecher von Boeing.

Die Luftfahrtbranche durchläuft derzeit eine Zeit tiefgreifender Veränderungen, die alle großen Akteure vor neue Herausforderungen stellt. Für Lufthansa bleibt abzuwarten, wie sich die geplanten Sparmaßnahmen und strukturellen Anpassungen auf ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit auswirken werden.

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