Die europäischen Gaspreise sind zuletzt auf den höchsten Stand seit November des Vorjahres gestiegen. Der Gaspreis am niederländischen Handelsplatz TTF kletterte zeitweise um fünf Prozent und überschritt die Marke von 46 Euro pro Megawattstunde. Als Grund für diesen Anstieg nannte der österreichische Energiekonzern OMV eine mögliche Unterbrechung der Gaslieferungen aus Russland. Zum Vergleich: Im August 2022 erreichte der Preis mit 346 Euro pro Megawattstunde seinen bisherigen Rekord.
OMV-Warnung sorgt für Unsicherheit
Die OMV hatte angekündigt, dass ein Schiedsgericht ihr eine Entschädigung von 230 Millionen Euro für im September 2022 ausgebliebene Gaslieferungen zugesprochen habe. Diese Summe möchte das Unternehmen nun über den laufenden Gasvertrag mit Gazprom verrechnen. Tom Marzec-Manser, Gasanalytiker bei ICIS, erklärte: „Es ist möglich, dass die OMV ihre Zahlung an Gazprom für die Oktober-Lieferungen zurückhält.“ Diese Unsicherheit belastet den Markt und treibt die Preise in die Höhe.
Trotz der Spannungen betonte die OMV, dass sie in der Lage sei, ihre Kunden auch bei einer möglichen Lieferunterbrechung weiterhin zu versorgen. Der Energiekonzern meldete, dass seine Gasspeicher derzeit zu über 90 Prozent gefüllt sind.
Gasspeicher in Deutschland gut vorbereitet
In Deutschland sind die Gasspeicher zurzeit ebenfalls gut gefüllt, mit einem Stand von rund 97 Prozent. Gemäß gesetzlichen Vorgaben müssen die Speicher zum 1. Oktober mindestens 85 Prozent und bis zum 1. November 95 Prozent gefüllt sein, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Bundesnetzagentur teilte mit: „Die Gasversorgung in Deutschland ist stabil, die Versorgungssicherheit gewährleistet.“ Trotz der Entspannung mahnen Experten weiterhin zu einem sparsamen Umgang mit Gas.
Rückgang russischer Gasimporte
Die Abhängigkeit der EU von russischem Pipeline-Gas hat sich seit 2021 deutlich verringert. Der Anteil sank von über 40 Prozent im Jahr 2021 auf etwa acht Prozent im Jahr 2023. Insgesamt machte russisches Pipeline-Gas und Flüssigerdgas (LNG) weniger als 15 Prozent der EU-Importe aus.
Auch wenn die Gasspeicher gut gefüllt sind und der Importanteil russischen Gases gesunken ist, bleibt die Marktlage angespannt. Die Preisentwicklung zeigt, wie empfindlich der Markt auf geopolitische Spannungen reagiert. Experten gehen dennoch davon aus, dass die aktuelle Versorgungssicherheit kurzfristig nicht gefährdet ist, betonen aber die Bedeutung einer vorausschauenden Planung in unsicheren Zeiten.