EU nimmt Online-Marktplatz Temu ins Visier

EU nimmt Online-Marktplatz Temu ins Visier

Die Europäische Kommission hat eine förmliche Untersuchung gegen die chinesische E-Commerce-Plattform Temu eingeleitet. Die Überprüfung erfolgt unter dem Verdacht, dass Temu gegen EU-Regularien verstößt, indem es möglicherweise illegale Produkte zum Verkauf anbietet und durch ein Belohnungssystem eine suchtfördernde Nutzung unterstützt.

Illegale Produkte und suchtfördernde Mechanismen im Fokus

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen mögliche Verstöße gegen den Digital Services Act (DSA), der 2023 in Kraft trat und digitale Plattformen zu strengeren Maßnahmen gegen illegale Inhalte verpflichtet. Die EU-Kommission erklärte: „Temu muss sicherstellen, dass illegale Produkte nicht wiederholt auf der Plattform angeboten werden.“ Es bestehen Berichte, dass gesperrte Händler nach ihrer Deaktivierung durch Umgehungen wieder aktiv werden konnten, was Brüssel genauer untersuchen möchte.

Zusätzlich wird das Belohnungssystem von Temu unter die Lupe genommen. Laut EU-Kommission könnte dieses System, das Nutzern Anreize bietet, das Wohlbefinden negativ beeinflussen. „Das Belohnungssystem könnte negative Auswirkungen auf das geistige und körperliche Wohlbefinden der Nutzer haben,“ so die Kommission. Dabei stünden besonders unerfahrene und junge Nutzer im Fokus, die durch diese Mechanismen stärker gefährdet seien.

Hintergrund: Die EU verstärkt Kontrollen bei Online-Plattformen

Diese Untersuchung ist Teil eines größeren Trends: Die EU überprüft vermehrt große digitale Plattformen, darunter TikTok, AliExpress und X (ehemals Twitter). Ziel ist es, potenziell unsichere Angebote und unerwünschte Inhalte besser zu kontrollieren. Der Digital Services Act legt fest, dass große Plattformen wie Temu Verantwortung für die Inhalte auf ihren Seiten übernehmen müssen und proaktiv gegen Verstöße vorgehen sollen.

Bereits in einer Voruntersuchung forderte die EU-Kommission Temu auf, detaillierte Informationen über den Umgang mit illegalen Händlern offenzulegen. Hierzu gehören Maßnahmen, wie gesperrte Händler dauerhaft blockiert werden und wie die Einhaltung der Marktvorschriften gewährleistet wird.

Rasanter Markteintritt von Temu in Deutschland

Ungeachtet der laufenden Untersuchungen verzeichnet Temu in Deutschland steigenden Erfolg. Seit seinem Markteintritt im April 2023 generierte die Plattform laut GfK etwa 690 Millionen Euro Umsatz und belegt damit bereits Platz sechs unter den beliebtesten Online-Marktplätzen im Land. Das Unternehmen, 2022 gegründet und eine Tochter der PDD Holdings Inc. mit Sitz in Shanghai, expandiert in rasantem Tempo und erreicht eine Marktkapitalisierung von über 154 Milliarden Euro.

Diese schnellen Wachstumsraten und die wirtschaftliche Stärke von PDD Holdings zeigen die bedeutende Position Temus im europäischen Markt. Jedoch könnte die EU-Untersuchung das zukünftige Wachstum des Unternehmens bremsen. Sollte die Plattform gegen das EU-Recht verstoßen, drohen erhebliche Strafzahlungen und Auflagen, die Temus Aktivitäten in der EU massiv beeinträchtigen könnten.

Fazit: EU-Kommission signalisiert klare Erwartungen

Die EU-Kommission setzt mit ihrer Untersuchung ein starkes Signal, dass sie den Schutz europäischer Verbraucher ernst nimmt und Plattformen zu hoher Transparenz und Rechtskonformität verpflichtet. Die Ergebnisse dieser Untersuchung könnten weitreichende Konsequenzen für Temu und ähnliche Plattformen haben, die sich den strengen Regularien der EU anpassen müssen, um in diesem Markt bestehen zu können.

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