Deutschland, bekannt für seinen Wasserreichtum, steht vor einer wachsenden Krise. Laut dem neuen Wasseratlas, erstellt von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), verbraucht das Land jährlich mehr Wasser, als sich erneuern lässt. „Unser Land trocknet aus, und wir schauen zu!“, warnt Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND. Trotz steigender Niederschläge gehen pro Jahr 2,5 Milliarden Kubikmeter Wasser verloren – das entspricht dem Inhalt von 800.000 olympischen Schwimmbecken.
Wasserqualität und virtueller Verbrauch
Nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität des Wassers ist bedroht. Grundwasser und Gewässer sind zunehmend durch Mikroplastik, Pestizide und Chemikalien belastet. Über die Hälfte der Seen, Flüsse und Bäche in Deutschland befinden sich in einem schlechten Zustand.
Hinzu kommt ein hoher indirekter Wasserverbrauch. Jeder Mensch in Deutschland nutzt täglich etwa 7.200 Liter Wasser, von denen 86 Prozent auf importierte Produkte wie Textilien oder Lebensmittel entfallen. Dieser sogenannte virtuelle Wasserkonsum verschärft die Wasserkrise in anderen Ländern, wie sinkende Grundwasserspiegel in Spanien zeigen. Weltweit fehlen 2,2 Milliarden Menschen regelmäßiger Zugang zu sauberem Wasser, und Konflikte um diese Ressource nehmen zu.
Klimawandel als Krisentreiber
Der Klimawandel verstärkt die Wasserproblematik erheblich. Dürren, Überschwemmungen und extreme Wetterereignisse nehmen weltweit zu. Laut dem Global Water Monitor Report von 2024 haben wasserbedingte Katastrophen bereits 8.000 Menschenleben gefordert und Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Auch in Deutschland sind die Auswirkungen spürbar. Während Dürren die Wasservorräte belasten, führen Starkregen und versiegelte Flächen zu schnellen Abflüssen und fehlender Grundwasserneubildung.
Lösungen und Forderungen
Der Wasseratlas betont, dass es mehr als Aufklärung braucht, um die Krise zu bewältigen. Olaf Bandt fordert striktere Chemikalienverbote, strengere Grenzwerte und Gebühren für Wasserentnahmen in der Landwirtschaft und Industrie. Auch die Renaturierung von Flüssen und Mooren sowie ein Umbau der Landwirtschaft sind essenziell. Nur so kann der Schutz der Wasserressourcen langfristig gewährleistet werden.
Die Warnungen sind klar: Ohne konsequentes Handeln wird sauberes Wasser auch in Deutschland keine Selbstverständlichkeit mehr bleiben.