20 Jahre Haft: Urteil im Missbrauchsprozess gegen Pelicot

20 Jahre Haft: Urteil im Missbrauchsprozess gegen Pelicot

Im Missbrauchsprozess um Gisèle Pelicot hat das Gericht Dominique Pelicot, ihren Ex-Mann und Hauptangeklagten, zu 20 Jahren Haft verurteilt. Seine systematische Gewalt und die Einbindung zahlreicher Mittäter schockierten das Land und setzen ein erschütterndes Zeichen.

Systematische Gewalt über ein Jahrzehnt
Dominique Pelicot betäubte seine damalige Frau fast zehn Jahre lang mit Medikamenten, um sie mehrfach von Fremden vergewaltigen zu lassen. Die Übergriffe dokumentierte er akribisch in Hunderten Fotos und Videos. Gisèle, selbst unter starker Medikation, war den Übergriffen hilflos ausgeliefert und erfuhr erst später von ihrem Leid. Vor Gericht räumte Pelicot die Taten ein. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, eine Berufung möglich.

Mitangeklagte in der Verantwortung
Neben Pelicot standen 50 weitere Männer vor Gericht. Die meisten wurden wegen schwerer Vergewaltigung schuldig gesprochen, einige wegen sexueller Gewalt oder versuchten Missbrauchs. Anwalt Antoine Camus erklärte: „Jeder Einzelne hat auf seine Weise zu diesem Martyrium beigetragen.“ Das Strafmaß der Mitangeklagten soll die Schwere ihrer Vergehen widerspiegeln.

Zufällige Aufdeckung im Jahr 2020
Die Verbrechen wurden 2020 aufgedeckt, als Pelicot wegen unerlaubten Filmens von Frauen im Supermarkt festgenommen wurde. Ermittler fanden auf seinem Computer Beweise für die jahrelangen Übergriffe. Gisèle geht davon aus, dass sie mindestens 200 Mal missbraucht wurde. Weitere mutmaßliche Täter konnten bisher nicht identifiziert werden.

Gisèle Pelicot als Symbol des Widerstands
Gisèle Pelicot entschied sich bewusst für einen öffentlichen Prozess, um anderen Opfern Mut zu machen. „Ich habe nichts zu verbergen“, erklärte sie. Ihre offene Haltung machte sie innerhalb weniger Wochen zu einer Symbolfigur im Kampf gegen sexuelle Gewalt. „Nicht wir sollten uns schämen, sondern sie“, betonte sie vor Gericht.

Signal für gesellschaftliche Veränderung
Der Prozess hat in Frankreich für breite Diskussionen gesorgt. Gisèle Pelicot wurde vor dem Gerichtsgebäude mit Applaus empfangen. „Wir kämpfen alle denselben Kampf“, sagte sie und rief andere Betroffene dazu auf, ihre Stimme zu erheben. Die Urteile stehen als klares Signal: Solche Verbrechen werden nicht ungestraft bleiben.

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